1. Ettape (15.9.2021) Hannover-Nienburg, 55 km

Am Mittwoch sollte es losgehen, so dass ich am Abend zuvor schon alles gepackt hatte. Voller Vorfreude bin ich am Morgen früh aufgestanden und habe beim ersten Kaffee auf die Wettervorhersage für den Tag geguckt. Bis neun Uhr morgens sollte es stark regnen, später weniger stark, ab 15 Uhr Gewitter, ab 17 Uhr sollte es dann noch schön werden. Also würde ich meine Regenklamotten anziehen und versuchen vor dem Gewitter in Nienburg zu sein.

Start der Reise in Hannover-Linden

Tatsächlich regnete es ziemlich stark bis neun Uhr. Der Regen ließ langsam nach, so dass die letzten Zweifel verflogen und ich losgefahren bin. Es kam sogar zeitweise die Sonne raus. Die ersten zwei Stunden wurden begleitet von Nieselregen, aber größtenteils war es trocken als ich über die Dörfer nach Neustadt und dann über die B6 weiter nach Nienburg gefahren. Zwischendurch habe ich mir in Neustadt eine etwas längere Mittagspause gegönnt.

Über die B6 nach Nienburg zu fahren fand ich erst etwas langweilig, immerhin war der Radweg ganz in Ordnung und ich war heilfroh nicht noch viel nachdenken zu müssen und auch schnell fahren zu können, als dann auf den letzten 15 km der Starkregen einsetzte. Davor dachte ich noch, dass Regenjacke, Regenhose und Gamaschen anzuhaben vielleicht etwas zu viel des Guten wäre, jetzt war es eine gute Wahl.

Um 14 Uhr kam ich viel zu früh aber heilfroh bei meiner Unterkunft in Nienburg an. Die Regenjacke war auf jeden Fall durch, die Schuhe waren jedoch dank der Gamaschen weitestgehend trocken geblieben. Da der Check-in erst ab 15 Uhr angegeben war, war ich unsicher, ob ich schon klingeln sollte, zumal das zum Haus gehörende Geschäft geschlossen war. Doch kurze Zeit später hat der gut gelaunte und freundliche Gastgeber mich draussen entdeckt, wir haben das Fahrrad untergestellt und ich habe die Schlüssel zu meinem Zimmer bekommen. Im wieder stärker werdenden Regen, habe ich dann meine Sachen reingebracht.

Nachdem ich mich ausgeruht hatte, habe ich es mir nicht nehmen lassen das nahe gelegene Weserufer und die Innenstadt zu Fuß zu erkunden. Nienburg hat eine sehr schöne Altstadt mit alten Fachwerkhäusern und Kirchen. Dort gab es für mich ein gutes Abendessen. Zum Abschluss des Tages saß ich noch gemütlich mit zwei Bier vom Kiosk auf einer Bank am Weserufer.

2. Ettape (16.9.2021) Nienburg-Achim, 75 km

Vor dieser Etappe hatte ich schon ein bisschen Respekt aufgrund der Länge, doch ich hatte auch das Gefühl, dass ich am Tag davor auch noch weiter hätte fahren können, wenn der Regen nicht gewesen wäre. Also bin ich bei trockenem etwas bewölktem Wetter los. Es gab einen recht starken Wind aus Westrichtung, was mich erstmal nicht störte, da es auf dem Weserradweg bis Verden erstmal vorwiegend in nördlicher Richtung ging.

Auf einer Brücke über die Weser

Der Teil des Weserradwegs auf der D9-Route von Nienburg über Hoya und Verden nach Achim ist sehr gut zu befahren und die Landschaft ist sehr schön. Auch wenn Nebensaison war, begegnete ich doch recht vielen anderen Radreisenden, die meist freundlich zurück gegrüßt haben. Allerdings war die Zahl der Einkehrmöglichkeiten zu dieser Zeit sehr begrenzt. Zur Hauptsaison ist wahrscheinlich noch mehr los.

Panoramablick auf Verden

In Verden habe ich Mittagspause gemacht und mich dabei mit einem netten älteren Biertrinker unterhalten, der über die ganzen E-Radfahrer gelästert hat. Dabei hat sich auch schon mein Vermieter für den Tag aus Achim gemeldet, um mir zu sagen, wo ich die Schlüssel finde.

Von Verden nach Achim ging es dann nur noch gegen den Wind, der stärker geworden war. Zudem fingen langsam meine Sitzknochen an zu schmerzen. Etwas, das mich noch den Rest der Reise begleiten sollte.

Die Unterkunft in Achim war interessant. Es ging aussen am Haus die Treppe runter in den Garten und in einer Art Kellerraum war die Küche mit Waschmaschine, Trockner und Dusche untergebracht. Daneben befand sich das Schlafzimmer mit einem großen Doppelbett und einem Einzelbett. Der Vermieter meinte am Telefon, dass ich die Tür zum Schlafzimmer geschlossen halten sollte wegen der Katzen. Und tatsächlich gab es an der Aussentür eine Katzenklappe und eine zweite an der Tür, die von der Küche zur Wohnung der Vermieter ging.

Etwas komisch die Wohnung und nichts für Leute mit Katzenallergie, doch es war gemütlich und es war alles da inklusive dem was eine dreiköpfige Familie für ein Frühstück braucht. So konnte ich mich nach der Fahrt erstmal mit ein paar Toastbrötchen mit Käse stärken.

Später wollte ich mir erst was einfaches mit Nudeln kochen. Doch ich war so geschafft von der Tour, dass ich nur zu einem nahegelegenen Imbiss gegangen bin. Danach habe ich etwas ferngesehen und dabei ein Bier aus dem Kühlschrank genommen. Um kurz vor neun bin ich schlafen gegangen.

3. Etappe (17.9.2021) Achim-Huntlosen, 60 km

Heute ging es in Richtung alte Heimat nach Huntlosen im Landkreis Oldenburg zu meinem Bruder und seiner Frau. Die ersten 10-15 km fielen mir schwer, doch spätestens als ich in Bremen am Stadion meines Lieblingsfussballvereins vorbei kam, war ich wieder motiviert. In Delmenhorst habe ich noch einmal länger Pause gemacht. Es ging weiter in den Landkreis Oldenburg, wo bei der Fahrt über die Dörfer so manches Erlebnis aus meiner Kindheit und Jugend wieder in meine Erinnerung kam. Das hat sich sehr gut angefühlt.

Als ich bei meinem Bruder und seiner Frau am Haus angekommen bin, war ich erstmal alleine und habe schon die Anstrengung in den Beinen und auch im Kreuz gespürt. Es war das erste Mal in meinem, dass ich drei Tage hintereinander so eine lange Strecke mit dem Fahrrad gefahren bin. Ich war schon etwas froh dass ich nur noch eine Etappe vor mir hatte.

Mein Bruder und seine Frau kamen kurze Zeit später auch nach Hause. Es war ein schönes Wiedersehen, wir haben uns gut unterhalten, gegrillt, was zusammen getrunken und Musik gehört.

4. Ettape (18.9.2021) Huntlosen-Remels, 56 km

Morgens war noch mein Vater bei meinem Bruder und wir haben zusammen gefrühstückt. Danach bin ich dann zu meiner letzten großen Ettape nach Remels zu meinem besten Freund und seiner Partnerin aufgebrochen. Meine Freundin sollte mit der Bahn aus Hannover hinterherkommen, weil eine Geburtstagsfeier in Remels anstand.

Die Tour war landschaftlich sehr schön, ich kam erst auch wieder durch Dörfer mit denen ich viele Erinnerungen aus meiner Jugend verknüpft habe, aber die ersten 15 km liefen sehr zäh. Nach einer kurzen Pause bin ich jedoch wieder reingekommen. Über Bad Zwischenahn und Westerstede ging es zum letzten Ziel meiner Reise.

In Remels wurde ich von meiner Freundin und unseren Freunden in Empfang genommen, die mitden letzten Paty-Vorbereitungen beschäftigt waren. Nach einer schnellen Dusche kamen auch schon die Geburtagsgäste. Es gab im Laufe der Feier viele nette Gespräche. Mit meiner Reise nach Remels hatte ich gleich etwas interessantes zum Einstieg zu erzählen.

Rückfahrt von Augustfehn nach Hannover

Wieder daheim

Am Sonntag hieß es dann mit dem Fahrrad noch mal 11 km nach Augustfehn zum Bahnhof zu fahren. Meine Freundin wurde mit dem Auto dorthin gebracht. Wir haben dort noch etwas gegessen, dann kam der Intercity und es ging auf die reservierten Plätze.

So weit, so gut. Am übernächsten Bahnhof in Bad Zwischenahn konnte der Zug aufgrund einer Türstörung nicht mehr weiter fahren. Als nächstes ging es mit einem Regionalexpress weiter, in dem uns eine Bahn-Mitarbeiterin sehr unfreundlich darauf hingewiesen hat, dass die Stellplätze für Rollstuhlfahrer reserviert wären und wir ins große Fahrradabteil wechseln sollten.

Insgesamt sind wir dann aber gut in Hannover angekommen.

Fazit und Ausblick

Es war schon körperlich anstrengend, doch die Reise hat sich gelohnt. Ich durfte eine andere Art des Reisens kennen lernen. Anders als mit Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug ist der Weg das Ziel, und man belastet auch die Umwelt nicht so stark. Schön finde ich beim Fahrrad fahren, dass man die Landschaft genießen kann, es sehr entschleunigt ist und man auch mal die Gedanken schweifen lassen kann. Gut ist auch, dass man einfach losfahren kann und der Urlaub so schon vor der eigenen Haustür anfängt.

Jedem, der oder die sich fit genug dafür fühlt, empfehle ich, so etwas einmal ausprobieren. Die Längen der einzelnen Etappen lassen sich ja anpassen. Mein Beispiel zeigt auch, dass man gar nicht so viel Zeit und Geld dafür braucht, um erstmal damit anzufangen, wenn man auf diese Weise vielleicht Freunde oder Familie besuchen kann.

Die Reise hat meine Erwartungen übertroffen, so dass ich im nächsten Jahr das eine oder andere verlängerte Wochenende mit dem Fahrrad weg fahren werde. Vielleicht habe ich ja auch die Zeit ein paar Tage länger wegzufahren.